Das kleine Waldenserdorf Corres im Enzkreis erzählt von religiöser Verfolgung, Neuanfängen und gelebter Geschichte. Wer Geschichte abseits des Gewöhnlichen sucht, wird hier fündig.
Corres/Ötisheim. Eingebettet zwischen Ötisheim und Dürrn, liegt Corres – ein kleiner, planmäßig angelegter Ortsteil der Gemeinde Ötisheim im baden-württembergischen Enzkreis, dessen Entstehung untrennbar mit den Waldensern verbunden ist. Die ersten Siedler kamen Ende des 17. Jahrhunderts aus dem Piemont, flohen vor Verfolgung und gründeten hier einen Ort mit bemerkenswerter Geschichte.
Gründung durch Glaubensflüchtlinge
Corres wurde zwischen 1699 und 1701 auf Ötisheimer Gemarkung errichtet – nicht als gewachsene Siedlung, sondern als gezieltes Gassendorf: schnurgerade angelegt, mit kleinen bäuerlichen Gehöften, entlang einer zentralen Straße. Die ersten Waldenser-Familien stammten aus Pragelato und Perosa Argentina. Zuvor hatten sie bereits Zwischenstationen in Dornholzhausen und Dürrmenz hinter sich.
Rückkehr aus Brandenburg
Schon früh geriet die neue Existenz ins Wanken: 1720 wanderten acht Familien nach Brandenburg aus, kehrten jedoch schon 1721 nach Corres zurück – ein Zeichen dafür, wie wichtig der neue Ort für seine Gründer war.
Namensherkunft und Entwicklung
Der Name Corres wurde lange fälschlich als Ableitung von „Queyras“ gedeutet, der Heimatregion der Siedler. Tatsächlich stammt er aber vom älteren Flurnamen Korra, was sich bis heute im Begriff „ob Corres“ widerspiegelt. Im 19. Jahrhundert zählte man knapp 100 Einwohner in rund 20 Gebäuden. Die Kinder von Corres besuchten zunächst die französische Schule in Dürrmenz, ab 1823 dann die Ötisheimer
Schule, im Gegensatz zu Schönenberg, das eine eigene Schule unterhielt.
Kulturelles Zentrum: Die Laschar-Kapelle
1911 wurde die Laschar-Kapelle eingeweiht – ein kleines, religiöses Zentrum, das auf Wilhelm Laschar zurückgeht, einem Nachfahren des Gründers Jean Lageard. Die Kapelle erinnert bis heute an die tiefe Glaubensbindung der Waldenser-Gemeinschaft.
Natur, Landschaft und Lage
Corres liegt zwischen Gründelbach und Mettenbach, eingebettet in das Natur- und Landschaftsschutzgebiet Erlen-, Metten- und Gründelbachniederung. Der Ort ist ruhig, freundlich gelegen, mit kleinen Häusern, die durch Gärten voneinander getrennt sind – ein ländliches Idyll mit Geschichte.
Religiöse Zugehörigkeit
Zunächst war Corres Teil der evangelischen Kirchengemeinde Schönenberg unter der Leitung von Henri Arnaud. Seit 1823/24 gehört der Ort zur Kirchengemeinde Ötisheim.
Verkehrsanbindung
Corres ist über die Kreisstraße 4523 (Pforzheimer Straße) von Ötisheim und Dürrn aus erreichbar. Innerhalb des Ortes verläuft die Waldenserstraße – eine Hommage an seine Gründungsgeschichte.
Fazit:
Corres ist mehr als nur ein Weiler – es ist ein Ort der Erinnerung und Identität, gewachsen aus Flucht, Hoffnung und Glaubensstärke. Für Besucher bietet der Ort stille Wege, historische Spuren und ein Stück Württembergischer Waldensergeschichte im Grünen.
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