Laschar-Kapelle Corres: Geschichte trifft Glaube in Ötisheim

Ein kleines Gotteshaus mit großer Geschichte: Die evangelische Laschar-Kapelle im Ötisheimer Ortsteil Corres erzählt von bürgerschaftlichem Engagement, Baukunst und dem tiefen Glauben ihrer Gründer.

Ötisheim-Corres. Im Herzen des kleinen Ötisheimer Ortsteils Corres, direkt an der Pforzheimer Straße Richtung Dürrn, liegt ein sakrales Kleinod mit bemerkenswerter Geschichte: die Laschar-Kapelle. Einst aus Spendenbereitschaft und dem Glauben einer kleinen Dorfgemeinschaft entstanden, steht sie heute als Zeugnis religiöser Identität und bürgerschaftlichen Engagements.

Historischer Hintergrund: Vom Wunsch zur Wirklichkeit

Bereits 1896 reiften die ersten Pläne für einen Betsaal in Corres. Der renommierte Architekt Heinrich Dolmetsch wurde zu Rate gezogen – doch sein Entwurf war finanziell nicht umsetzbar. Erst seine Nachfolger Theodor Dolmetsch und Felix Schuster entwickelten einen realisierbaren Bauplan mit 50 Sitz- und 25 Stehplätzen.

Der entscheidende Impuls kam von Wilhelm Laschar, einem Oberstleutnant und Nachfahren des Waldenser-Mitbegründers Jean Lageard. Er spendete der Kirchengemeinde einen erheblichen Betrag – laut Quellen zwischen 3.000 und 10.000 Mark – zur Umsetzung des Kapellenbaus. Der erste Spatenstich erfolgte am 19. Mai 1911, am 22. September desselben Jahres wurde die Kapelle feierlich eingeweiht – zu Ehren ihres Spenders unter dem Namen Laschar-Kapelle.

Renovierungen & Kritik

1934 stellte der Stuttgarter Professor H. Seittner fest, dass das Gebäude konstruktive Mängel aufwies. Eine Sanierung erfolgte jedoch erst 1960, mit einer erneuten Einweihung am 12. Mai. In den Jahren 1973–1974 folgte eine tiefgreifende Renovierung durch Architekt H. Wiem: Der Altartisch

wurde ersetzt, eine elektronische Orgel angeschafft und neue Stühle eingerichtet. Doch nicht alles wurde positiv aufgenommen: Der Kunsthistoriker Mathias Köhler kritisierte vor allem die Umgestaltung der Fenster und den „verschandelten“ Eingangsbereich.

Architektur und Ausstattung

Die Laschar-Kapelle präsentiert sich als schlichter, evangelischer Saalbau mit einem im drei­seitigen Achteck abschließenden Altarraum. Dahinter befindet sich die Sakristei. Ursprünglich besaß die Kapelle rundbogige Fenster, die später durch rechteckige ersetzt wurden. Das barock anmutende Kruzifix im Innern ist aus Holz geschnitzt und bildet das spirituelle Zentrum des Raumes.

Außen wurde der Bau in den 1970er Jahren mit Eternitplatten verkleidet. Auf dem Dach thront ein Dachreiter, in dem eine historische Glocke aus dem Jahr 1911 hängt – gegossen von der Glockengießerei Kurtz in Stuttgart. Mit einem Durchmesser von 410 mm, einem Gewicht von 80 kg und der Tonhöhe B2 ist sie auch klanglich ein besonderes Element der Kapelle.

Fazit: Klein, aber bedeutend

Die Laschar-Kapelle steht sinnbildlich für die Willenskraft einer kleinen Dorfgemeinschaft, die ihrem Glauben ein architektonisches Zuhause schaffen wollte. Ihre Entstehung und Entwicklung zeugen von Traditionsbewusstsein, bürgerlicher Initiative und der bleibenden Rolle des Glaubens im Alltag – nicht nur damals, sondern auch heute.

 

 

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