Von merowingischen Reihengräbern bis zur Mühle des Asbert: Der Ötisheimer Weiler Erlenbach im Enzkreis blickt auf eine über 1.000-jährige Geschichte zurück – ein Ort, der bis heute stille Geschichten erzählt.
Ötisheim-Erlenbach. Zwischen Wäldern, Tälern und historischen Mühlen versteckt sich ein kleiner, aber geschichtsträchtiger Ort: Erlenbach, ein Weiler der Gemeinde Ötisheim im Enzkreis, mit einer Vergangenheit, die bis in die Zeit der Merowinger zurückreicht.
Der Ortsname taucht 1245 erstmals urkundlich auf, doch archäologische Funde in der nahegelegenen Flur Langes Gewand belegen eine noch frühere Besiedlung. Dort entdeckte man Reihengräber aus dem 5. bis 7. Jahrhundert, die heute im Heimatmuseum Mühlacker besichtigt werden können – darunter Waffen, Skelette und Schmuckstücke.
Die Kapelle St. Jakobus und der Erlenbacher Hof
Die ehemalige Kapelle St. Jakobus, erstmals 1356 erwähnt, war einst geistliches Zentrum des Ortes. Zudem wurde in den Lagerbüchern von Ötisheim ein „Erlenbacher Hof“ geführt – wohl eine eigenständige Landwirtschaftseinheit, die auf einen frühmittelalterlichen Herrenhof zurückgeht.
Erlenbacher Mühle – Ein Hauch von Faust
Die vielleicht spannendste Spur führt zur Erlenbacher Mühle, die möglicherweise bereits im Jahr 791 von einem Mann namens Asbert dem Kloster Maulbronn geschenkt wurde. In einem Erblehensvertrag von 1480 wird die Mühle an einen Hans Faust übergeben – derselbe Name wie der sagenumwobene Faust, den Goethe literarisch verewigte. Ob es sich um einen Verwandten von Johann Georg Faust aus dem nahen Knittlingen handelt, bleibt offen – der
zeitliche und geografische Zusammenhang ist jedenfalls auffällig.
Einwohnerentwicklung und bäuerliches Leben
Der Ort blieb klein: 1601 lebten dort 25 Menschen in drei Häusern mit Hof und Mühle, um 1870 waren es 44 Einwohner. Der Weilercharakter mit verstreuten Gebäuden ist bis heute erhalten – ein Ort ohne große Landwirtschaft, aber mit reichem historischem Erbe.
Kulturdenkmale und Verkehrsanbindung
Erlenbach verfügt über bemerkenswerte Kulturdenkmale, darunter ein Bahntunnel aus dem Jahr 1835 sowie ein historisches Mühlgebäude mit Werkstatt und Stallscheune. Der Ort ist erreichbar über Straßen aus Richtung Ötisheim, Mühlacker und Schönenberg.
Fazit:
Erlenbach steht sinnbildlich für die ländliche Historie Baden-Württembergs. Klein, unscheinbar, aber mit großer Bedeutung für die Regionalgeschichte. Ein echter Geheimtipp für Geschichtsinteressierte – und vielleicht auch für Faust-Fans.
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