Historische Esskultur im Stadtarchiv Pforzheim entdecken

Von alten Rezepten bis zur Besteckproduktion: Das Stadtarchiv Pforzheim lädt am 1. Dezember 2025 zu einer genussvollen Zeitreise in die Esskultur der Region ein – inklusive kleiner kulinarischer Kostproben.

Pforzheim – Was kam früher auf den Tisch in Pforzheim? Welche Rolle spielten Besteckhersteller der Region in der Esskultur? Und wie veränderten sich die kulinarischen Gewohnheiten über die Jahrhunderte? Antworten auf diese Fragen gibt es bei der Archivführung „Aufgetischt – Archivführung durch die Pforzheimer Esskultur“ am 1. Dezember 2025 um 19 Uhr im Stadtarchiv Pforzheim.

Die Veranstaltung ist Teil des Rahmenprogramms zur Sonderausstellung „Aufgetischt – eine kulinarische Weltreise“ des Schmuckmuseums Pforzheim (25.10.2025–19.04.2026) und findet in Zusammenarbeit mit der Löblichen Singergesellschaft von 1501 Pforzheim sowie dem Förderverein für das Stadtarchiv Pforzheim statt.

Die beiden Archivarinnen Andrea Binz-Rudek und Dr. Klara Deecke führen durch historische Quellen, darunter Kochbücher, Rezeptsammlungen, Unterlagen Pforzheimer Besteckwarenhersteller sowie Dokumente zur lokalen Gastronomie. Besucher erhalten so einen spannenden Einblick in die kulinarische Vergangenheit der Goldstadt.

Ein besonderes Highlight: Die Veranstaltung wird durch eine kleine kulinarische Bereicherung abgerundet, organisiert von der Löblichen Singergesellschaft und dem Förderverein.

Die Teilnehmerzahl ist begrenzt – eine Anmeldung ist daher erforderlich:
 Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
 Tel. 07231 / 39-2899

 

 

Johann Elias Meichsner: Bauernheld oder Verräter?

Ein Mann zwischen Rebellion und Verrat: Der Vortrag von Prof. Dr. Andreas Deutsch am 17. November im Stadtarchiv Pforzheim wirft neues Licht auf das Leben des Kanzleisekretärs Johann Elias Meichsner – und auf seine spektakuläre Flucht nach Pforzheim.

Pforzheim – War er ein Intrigant, Mitläufer oder gar ein missverstandener Held des Bauernkriegs? Am 17. November 2025 um 19 Uhr lädt das Stadtarchiv Pforzheim in Zusammenarbeit mit der Löblichen Singergesellschaft von 1501 Pforzheim zu einem spannenden Online-Vortrag mit dem Titel „Bauernkriegs-Held oder Bösewicht? Die Flucht des Kanzleisekretärs Johann Elias Meichsner nach Pforzheim“ ein.

Referent ist der renommierte Rechtshistoriker Prof. Dr. Andreas Deutsch, Leiter der Forschungsstelle Deutsches Rechtswörterbuch an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Er beleuchtet die widersprüchliche Rolle des Stuttgarter Kanzleisekretärs Johann Elias Meichsner – ein Mann, der einerseits als Verräter am Bauernführer und Künstler Jörg Ratgeb gilt, andererseits aber auch aktiv den Widerstand gegen das Heer des Schwäbischen Bundes unterstützte.

Meichsner war es, der 1525 im Auftrag der aufständischen Bauern zahllose Aufrufe zur Mobilisierung verschickte. Doch nur ein Jahr später belastete er den Maler Jörg Ratgeb, der daraufhin in Pforzheim auf grausame Weise hingerichtet wurde. Diese zwiespältige Rolle wirft bis heute Fragen auf: Handelte Meichsner aus Überzeugung, aus Angst – oder im Dienste höherer Interessen?

Nach dem Wiederaufstieg des verhassten Herzogs Ulrich von Württemberg wurde Meichsner 1534 inhaftiert und stand selbst kurz vor der Hinrichtung. Nur

Historische Wirtshausschilder im Fokus eines Vortrags

Ein Blick in die Welt geschmiedeter Wirtshausschilder: Am 29. September referiert Kunsthistorikerin Dr. Elke Pastré im Stadtarchiv Pforzheim über die Tradition, Bedeutung und Symbolik regionaler Gasthausschilder – mit besonderem Blick auf das „Goldene Lamm“.

Pforzheim – Wer heute durch Altstädte schlendert, entdeckt sie oft nur noch als nostalgische Dekoration: kunstvoll geschmiedete Wirtshausschilder. Doch was heute romantisch wirkt, hatte einst eine tiefgreifende Bedeutung – rechtlich, sozial und kulturell. Diesem spannenden Thema widmet sich ein öffentlicher Vortrag am 29. September um 19 Uhr im Stadtarchiv Pforzheim (online).

Die Veranstaltung trägt den Titel „Regionale Wirtshausschilder und ihre Bedeutung“ und findet in Zusammenarbeit mit der Löblichen Singergesellschaft von 1501 Pforzheim statt. Referentin ist die renommierte Kunsthistorikerin Dr. Elke Pastré, gebürtige Pforzheimerin und ausgewiesene Expertin für Architektur- und Kulturgeschichte.

Bereits im 16. Jahrhundert waren Wirtshausschilder nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern ein rechtlich reguliertes Vertrauenssymbol. Nur Wirte mit nachgewiesener Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit durften eine sogenannte „Schildgerechtigkeit“ führen. Das Schild signalisierte dem Reisenden: Hier finden sich Speisen, Getränke – und manchmal auch ein Bett.

Dr. Pastré erläutert, welche Bedingungen ein Gastwirt erfüllen musste, um diese Auszeichnung zu erhalten. Exemplarisch wird die Geschichte der traditionsreichen Pforzheimer Gastwirtschaft „Zum Goldenen Lamm“ beleuchtet – ein Haus, das jahrhundertelang für Gastfreundschaft und Qualität stand.

Die Referentin studierte Kunstgeschichte in Heidelberg, Wien und Paris und lehrte unter anderem an der Sorbonne und der HEC Paris. Heute ist sie

112 Jahre Dillweißenstein – Stadtteil mit eigener Identität

Vor 112 Jahren wurde Dillweißenstein nach Pforzheim eingemeindet. Was einst eine Notwendigkeit war, hat sich bis heute zu einer stabilen Verbindung mit starkem Eigenleben entwickelt – ein Stadtteil mit Charakter, Geschichte und Zukunft.

Pforzheim-Dillweißenstein – Bereits 112 Jahre sind vergangen, seit die einst selbstständige Gemeinde Dillweißenstein am 1. Januar 1913 in die Stadt Pforzheim eingegliedert wurde. Was damals aus wirtschaftlichem und infrastrukturellem Druck geschah, gilt heute als historisch bedeutsamer Meilenstein in der Stadtentwicklung.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts stand Dillweißenstein vor großen Herausforderungen: Moderne Kanalisation, Energieversorgung und der Anschluss an das Straßenbahnnetz überforderten die Möglichkeiten der kleinen Gemeinde. Die Eingemeindung war für viele daher ein notwendiger Schritt – wenn auch nicht ohne emotionale Hürden.

Ein Gewinn für beide Seiten

Pforzheim profitierte ebenfalls: Besonders die Erschließung des Rodgebiets, das geologisch auf Dillweißensteiner Gemarkung lag, aber mehrheitlich Pforzheimer Eigentum war, konnte nun zentral geplant werden. Auch die Integration eines großen, unbelasteten Waldgebietes und der beliebte Davosweg stärkten das Erholungsangebot der Goldstadt.

Ein weiterer Vorteil: Die geplante Wasserkraftanlage im Nagoldtal konnte nun ohne langwierige Verhandlungen umgesetzt werden – ein Pluspunkt in Sachen moderner Energiegewinnung.

Oberbürgermeister Ferdinand Habermehl formulierte schon 1908 eine Denkschrift zur Eingemeindung, in der er Pforzheim und Dillweißenstein als gemeinsame Gewinner sah. Der Pforzheimer Bürgerausschuss stimmte 1912 zu, und mit dem badischen Landtagsbeschluss vom 29. Juli 1912 wurde der Weg zur Vereinigung rechtlich besiegelt.

Symbolischer Neubeginn

Vom Kettenwerk zum Museum: Das Kollmar & Jourdan Haus

Einst "größte Kettenfabrik der Welt", heute Zentrum für Kunst, Bildung und Handwerk – das Kollmar & Jourdan Haus in Pforzheim zeigt, wie erfolgreicher Strukturwandel in einem historischen Industriegebäude gelingen kann.

Pforzheim – Wer heute das imposante Gebäude an der Bleichstraße betritt, ahnt vielleicht nicht sofort: Hier stand einst die größte Kettenfabrik der Welt. Die ehemalige Uhrkettenfabrik Kollmar & Jourdan AG, gegründet um die Wende zum 20. Jahrhundert, war ein industrielles Aushängeschild Pforzheims und gleichzeitig ein architektonisches Vorzeigeobjekt der damaligen Zeit.

Pionierbau und Industriegeschichte

Zwischen 1901 und 1910 erbaut, setzte das Gebäude neue Maßstäbe: eine moderne Skelettbauweise, ummantelte Stahlträger, ein eigenes Kraftwerk mit Kesselhaus – für die damalige Zeit ein Paradebeispiel innovativer Industriearchitektur. Eine Neujahrskarte um 1910 rühmte das Unternehmen stolz als „größte Kettenfabrik der Welt“.

Zerstörung und Wiederaufbau

Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Werk schwere Schäden, insbesondere der nordöstliche Gebäudeflügel wurde zerstört. Nach dem Konkurs von Kollmar & Jourdan im Jahr 1977 wandelte man die einstige Fabrik in ein Büro- und Geschäftshaus um. Der Abriss des Kesselhauses mit Schornstein nahm dem Komplex einen Teil seines industriellen Charakters, doch seine ikonische Fassade mit hellgrünen Keramikfliesen und hellen Fensterstürzen blieb erhalten.

Neues Leben hinter alten Mauern

Heute hat das Haus in der Goldstadt Pforzheim eine neue Rolle gefunden: Mit dem Technischen Museum und der Städtischen Galerie beherbergt es zwei der bedeutendsten Museen der Stadt. Doch auch darüber hinaus