Stadtarchiv Pforzheim: Geschichte zum Anfassen erleben

Das Stadtarchiv Pforzheim öffnet ein Fenster in die Vergangenheit – für Forschende, Schüler*innen und historisch Interessierte. Es sichert nicht nur wertvolle Akten, Bilder und Filme, sondern macht Stadtgeschichte lebendig. Was Besucher erwartet und wie man selbst Teil dieser Arbeit werden kann.

Pforzheim – Mitten in der Nordstadt, nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt, befindet sich eine wahre Schatzkammer der Pforzheimer Stadtgeschichte: das Stadtarchiv Pforzheim. Unter dem Dach des Instituts für Stadtgeschichte werden hier rund 2.000 laufende Meter an Dokumenten, Fotografien, Plänen, Urkunden und digitalen Medien dauerhaft archiviert – sachgerecht, transparent und öffentlich zugänglich.

Im Lesesaal des Archivs können Bürgerinnen, Studierende oder Historikerinnen nach Voranmeldung historische Quellen einsehen. Unterstützt durch Findmittel und persönliche Beratung wird so jede Recherche zur Reise in Pforzheims Vergangenheit. Die Öffnungszeiten sind dienstags und mittwochs von 9–12 Uhr und 14–16 Uhr, donnerstags sogar bis 18 Uhr – montags und freitags bleibt das Archiv geschlossen.

Doch das Stadtarchiv bietet mehr als stille Lektüre: Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Montagabend im Stadtarchiv“ finden regelmäßig kostenlose Vorträge, Ausstellungen und Führungen statt – mit Themen rund um die Pforzheimer Geschichte. Auch Schulklassen profitieren von archivspezifischer Bildungsarbeit – unter professioneller Anleitung lernen sie den Umgang mit historischen Quellen.

Für historisch Interessierte hält das Archiv außerdem einen reichhaltigen Online-Katalog mit über 100.000 Medieneinträgen bereit – darunter Werke zur Geschichte Pforzheims, zur Region Baden und zum Humanismus.

Ein besonderes Anliegen des

Goldschmiedeschulplatz Pforzheim: Wandel durch die Zeit

Vom kunstvollen Klassizismus bis zur modernen Architektur: Der Goldschmiedeschulplatz in Pforzheim erzählt eine bewegende Geschichte zwischen Zerstörung, Wiederaufbau und kultureller Identität. Ein Rückblick auf den historischen und heutigen Stellenwert eines der bedeutendsten Orte der Goldstadt.

Pforzheim – Der Goldschmiedeschulplatz in Pforzheim war einst ein Ort der Bildung, Kultur und handwerklichen Meisterschaft. Vor dem Zweiten Weltkrieg prägten das klassizistische Gebäude der Goldschmiedeschule sowie der prunkvolle Saalbau am Stadtgarten das Bild des Platzes. Heute steht an ihrer Stelle das international bekannte Reuchlinhaus – ein Denkmal moderner Architektur und kulturelles Zentrum der Stadt.

Bereits 1874–77 wurde an der Jahnstraße ein repräsentativer Schulbau errichtet, der ab 1912 zur Heimat der renommierten Goldschmiedeschule wurde. Diese galt lange als Ausbildungsstätte für die berühmten Pforzheimer Schmuckgestalter. Doch der verheerende Luftangriff vom 23. Februar 1945 zerstörte das Gebäude nahezu vollständig. Nur Teile der Umfassungsmauern überstanden die Bombennacht – bis auch diese in der Nachkriegszeit verschwanden.

Parallel dazu war der Stadtgarten mit dem Saalbau ein Zentrum kulturellen Lebens. Zwischen 1897 und 1900 errichtet, entstand nach Plänen des Stadtbaumeisters Alfons Kern ein prachtvoller Bau im Neorenaissancestil. Auch er fiel dem Krieg zum Opfer.

Der Neubeginn kam 1961: Das Reuchlinhaus – entworfen von Manfred Lehmbruck – steht heute als Symbol für Pforzheims kulturellen Wiederaufbau. Es beherbergt das international renommierte Schmuckmuseum mit einer Sammlung aus fünf Jahrtausenden sowie den traditionsreichen Kunstverein. Die gläserne Eingangshalle mit ihrer markanten Wendeltreppe

Emma-Jaeger-Bad: Von der Badeanstalt zum Kreativzentrum

Das Emma-Jaeger-Bad ist ein Pforzheimer Wahrzeichen mit Geschichte. Einst gestiftet von einer wohltätigen Kaufmannsgattin, beherbergt es heute das kreative Herz der Stadt – das EMMA-Kreativzentrum. Ein Blick zurück auf über 100 Jahre wechselvoller Geschichte.

Pforzheim. Mitten in Pforzheim, am Ufer der Enz, steht ein geschichtsträchtiges Gebäude, das heute unter dem Namen EMMA-Kreativzentrum bekannt ist. Ursprünglich als erste städtische Badeanstalt errichtet, wurde es durch eine großzügige Stiftung der Kaufmannsgattin Emma Jaeger (1830–1900) möglich.

1911: Ein Stadtbad mit Stil und Weitblick

Das nach Plänen des Stadtbaumeisters Alfred Roepert erbaute Emma-Jaeger-Bad wurde 1911 eröffnet. Es war mehr als nur ein Schwimmbad – es war ein Ort der Gesundheit, Hygiene und Erholung. Mit zwei separaten Schwimmhallen für Männer und Frauen, Schwitz-, Dampf- und Wannenbädern, medizinischen Anwendungen und sogar einem Hundebad setzte es Maßstäbe für seine Zeit.

Besonders auffällig war der hochaufragende Turm, der als Hochbehälter für die Wasserversorgung diente. Die reich gegliederte Fassade im Stil der Neorenaissance verlieh dem Gebäude einen repräsentativen Charakter, der bis heute erhalten blieb.

Inselvorstadt: Flüsse, Gerber und Geschichte

Rund um das Bad erstreckte sich die historische Inselvorstadt, geprägt von alten Mühlen, Stadtbächen und Gerbereien. Noch bis ins 19. Jahrhundert hinein war die Gerberei ein wichtiger Wirtschaftszweig Pforzheims. Einfache hölzerne Lauben dienten dem Trocknen der gegerbten Häute. Die Enz war dabei stets ein prägender Teil des Stadtbilds.

Vor dem Bau des Inselstegs 1898 sorgte eine Drahtseilfähre

Luisenstraße & Berliner Straße: Schmuckviertel Pforzheims einst und jetzt

Zwischen Jugendstilschmuck, Pionierinnen wie Bertha Benz und Kriegszerstörung hat das ehemalige „Millionenviertel“ von Pforzheim bewegte Zeiten erlebt. Heute erinnern nur noch wenige Spuren an die einstige Blütezeit – ein Rückblick auf Luisenstraße und Berliner Straße zwischen 1849 und heute.

Pforzheim. Wer heute durch die Luisenstraße oder Berliner Straße in Pforzheim spaziert, ahnt kaum, dass er sich auf geschichtsträchtigem Boden bewegt. Wo heute moderne Wohn- und Geschäftshäuser stehen, befand sich einst das Herz der Pforzheimer Schmuckindustrie – das sogenannte „Millionenviertel“.

Das Schmuckviertel um 1900 – Glanzzeit mit Jugendstil

Um die Jahrhundertwende entwickelte sich das Viertel zwischen Luisen-, Tunnel- und Durlacher Straße rasant. Der Bahnhof brachte neue Verbindungen, und mit ihm florierte die Schmuckindustrie. In der Luisenstraße 52 etwa residierte Theodor Fahrner, einer der erfolgreichsten Hersteller von Jugendstilschmuck. Seine Firma vereinte Designer, Fabrikation und das eigene Wohnhaus unter einem Dach. Bereits 1909 wurde das Anwesen erweitert.

Typisch für die Gegend war die Durchmischung von Wohnhäusern der Fabrikanten und angrenzenden Werkstätten – eine urbane Struktur, die sich als äußerst produktiv erwies und dem Viertel den Beinamen „Millionenviertel“ einbrachte.

Bertha Benz – Automobilgeschichte mit Pforzheimer Wurzeln

Nur wenige Jahre zuvor, 1888, schrieb Bertha Benz Geschichte: In einem Patent-Motorwagen ihres Mannes Karl Benz unternahm sie die erste Fernfahrt von Mannheim nach Pforzheim, um ihre Mutter zu besuchen. Ihr Geburtshaus stand in der damaligen Unteren Ispringer Straße, heute Berliner Straße 13. Geboren

Benckiserpark Pforzheim: Vom Eisenwerk zur grünen Oase

Wo einst Eisen verarbeitet wurde, spazieren heute Familien, Jugendliche und Senioren: Der Benckiserpark in Pforzheim hat eine bewegte Vergangenheit – von industrieller Innovation bis hin zur städtischen Naherholung. Eine historische Spurensuche mitten in der Goldstadt.

Pforzheim. Der Benckiserpark im Herzen Pforzheims ist heute eine grüne Oase – doch seine Wurzeln reichen tief in die Industriegeschichte der Stadt zurück. Was vielen Spaziergängern heute nicht mehr bewusst ist: Hier wurde einst Eisen geschmiedet und Stadtentwicklung geschrieben.

Bereits im 18. Jahrhundert entstand auf dem Gelände ein Eisenwerk, das später unter dem Namen Gebrüder Benckiser bekannt wurde. Die Firma entwickelte sich zum größten Industrieunternehmen Pforzheims und wurde für ihre Eisenbrücken und Versorgungssysteme im In- und Ausland geschätzt.

Rund um das Werk befanden sich prächtige Gebäude – allen voran die Villa der Familie Benckiser, erbaut vor 1790 im klassizistischen Stil. Ihr weitläufiger Garten bildete die Grundlage für den heutigen Benckiserpark. 1918 überließ die Familie den Park der Stadt mit der Auflage, ihn dauerhaft als öffentliche Grünfläche zu erhalten.

Ein markantes Relikt dieser Epoche ist der Benckiserbrunnen, gegossen im Jahr 1875 im hauseigenen Werk – ein Kunstwerk aus Eisen und Symbol für die damalige Wasserversorgung Pforzheims.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wandelte sich das Areal grundlegend. Die zerstörte Villa wich 1949 dem Haus der Jugend, das mit Hilfe der US-amerikanischen Besatzung entstand. Heute ist es ein beliebter Treffpunkt für junge Menschen und wurde